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21. September 2023

Führerscheinverlust nach Cannabis?

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied am Donnerstag, dem 11.04.2019, wer erstmals beim Fahren unter Cannabis erwischt wurde, wird nicht mehr automatisch seinen Führerschein verlieren. Dazu berichtete auch die taz am 12.04.2019.

In der Regel müssen die Behörden eine MPU (Medizinisch-Psychologische-Untersuchung) anordnen.

Die Behörden entziehen die Fahrerlaubnis, wenn man sich als “ungeeignet“ mit dem Auto bewegt hat. Betroffen sind hierbei Konsumenten von harten Drogen (Heroin, Kokain, Ecstasy…)

Beim Konsum von Cannabis hat die Fahrerlaubnis-Verordnung (FEV) differenziert. Wer regelmäßig kifft, ist ungeeignet. Ein Fahrzeug darf man jedoch fahren, wenn man „gelegentlich“ einen Joint raucht und wenn man den Konsum und das Fahren trennen kann.

Bisher waren die Gerichte in der Auslegung des Trennungsverbotes unterschiedlich streng. Die Leipziger Richter blieben dabei. Sie haben die THC-Konzentration von 1 ng/ml im Blut bestätigt. Das heißt, wenn jemanden 1 ng/ml und mehr Cannabis im Blut nachgewiesen wurde, dann liegt ein Bedenken gegen die Fahreignung vor. Die Fahrerlaubnisbehörde muss auch einem einmaligen Verstoß nachgehen. In Folge wird die Behörde eine MPU anordnen, indem der Betroffene beweisen muss, ob er zukünftig Fahren und Cannabiskonsum trennen kann.

Der eigentliche Rausch-Wirkstoff ist das THC und ist nur im Blut nachweisbar. Dieses THC befindet sich im Haschisch = Harz (THC Gehalt von 7-17 %) oder im Marihuana=Pflanzenteile (Blätter/Stiele) – (THC Gehalt 1-5 %).

In einem Joint oder einem Kopf sind etwa 0,1-0,2 g Haschisch (bobel, roter Libanese, schwarzer Marokkaner usw.) oder 0,5 -1 g Marihuana (Gras, Rasen usw.) enthalten. Man geht von einer Wirkdauer von 3 bis 6 Stunden aus.

Innerhalb der ersten Stunden wird ein Großteil des THC bereits wieder abgebaut. Geringe Werte von THC können auch noch nach 20-30 Stunden nachweisbar sein. Die Nachweisdauer hängt von den Konsumgewohnheiten und der aufgenommenen THC-Menge ab. Das THC löst sich im Fettgewebe und überwindet leicht die Blut-Hirn-Schranke, das Stützfettgewebe im Gehirn. Das bedeutet, dass das THC schnell und langanhaltend wirkt. Am Stärksten spürt man die Wirkung nach etwa 30 Minuten. Man spricht von einer stark dämpfenden Akutphase, in der Wahrnehmungs- und Reaktionsänderungen einhergehen. In Folge wird die Stimmung aufgehellt. Es steht die euphorische Wirkung im Vordergrund. Diese hält ca. 2-3 Stunden an. Nachwirkungen zeigen sich am anderen Tag in Form von Konzentrationsschwäche. Die Konsumenten fühlen sich nicht ganz klar. Die leistungsbeeinträchtigende Wirkung kann sich im Straßenverkehr negativ zeigen, selbst wenn im Blut geringe Werte oder kein THC mehr nachgewiesen wird.

Wie lange ist Cannabis Nachweisbar?

Nach einmaligen Konsum: 2-3 Tage im Blut
Regelmäßiger Konsum: 3-6 Wochen im Blut und im Urin nachweisbar

Nach letztmaligem Konsum können Abbauprodukte bis zu 3 Monaten im Urin nachgewiesen werden.

Wer täglich kifft, wird nie THC frei am Straßenverkehr teilnehmen können.

Selbst ein Passiv-Konsum ist in den Haaren und im Blut nachweisbar. Das kann passieren, wenn man in eng geschlossenen Räumen sitzt, in denen andere Personen konsumieren. Etwa 6 – 53 % des beim Rauchen freigesetzten THC gelangen als Nebenstrom direkt in die Umwelt.

Die zu erwartende MPU verlangt ein Abstinenzkontrollprogramm und eine Vorbereitung.

Für das Abstinenzkontrollprogramm können Haar- oder Urinproben abgegeben werden. In der MPU-Vorbereitung werden wir gemeinsam besprechen, welche Abgabemöglichkeit für Sie die Beste ist.

Das Kopfhaar wächst im Monat zwischen 0,2 und 1,1 cm. Zur Haaranalyse bedarf es eines Bleistift großen 6 cm langen Stranges, ausgehend von der Kopfhaut. Mit dieser Probe können Sie ein halbes Jahr nachweisen.

In der MPU Beratung klären wir gemeinsam, wie lange Sie das Abstinenzprogramm brauchen. Das richtet sich nach Ihrem Konsumverhalten in der Vergangenheit. Es kann ein halbes Jahr oder auch ein ganzes Jahr Abstinenz gefordert werden. Das bedeutet für Sie, dass Sie

  • 1-2 Haarproben oder
  • 4-6 Urinproben abgeben müssen.

Sie werden die MPU nur bestehen, wenn alle Proben negativ sind. Ist ein Befund positiv, muss mit dem Abstinenzkontrollprogramm neu begonnen werden.

Zusammenfassend ist festzustellen, wer mit erhöhten THC Werten auffällig geworden ist, muss sich einer MPU stellen. Die MPU beim ersten Mal zu bestehen, verlangt ein Abstinenzkontrollprogramm und eine MPU Vorbereitung bzw. Beratung.